Resilienz stärken: Dankbarkeitspraxis

Dankbarkeitspraxis. Das klingt nach einem ziemlich großen Wort.
Ist aber eigentlich ganz einfach.

Kennst du das? Du möchtest dir ein neues Handy kaufen. Oder du überlegst dir, ob du mit dem Laufen anfangen sollst. Vielleicht hast du sogar schon einiges darüber recherchiert und dich mit dem Thema beschäftigt. Und auf einmal siehst du überall Menschen, die dieses neue Handy haben. Oder plötzlich ist die ganze Gegend voller joggender Menschen. Haben die alle im selben Moment den gleichen Gedanken gehabt wie du?

Nein. Aber weil du dich jetzt mehr mit dem Thema beschäftigt hast, fallen dir jetzt ganz andere Dinge auf als vorher. In der Hirnforschung nennt man das auch “Priming”. Wenn du dein Gehirn quasi “vorbereitest” auf ein spezielles Thema. Dein Gehirn macht sich dann eine Notiz: Aha, das scheint wichtig für dein (Über-)leben zu sein. Da achte ich mal mehr drauf.

Das Prinzip kennt jede*r von uns. Und das Schöne ist: wir können es wunderbar für unser Wohlbefinden nutzen. Denn blöderweise sind wir biologisch etwas vorbelastet. Und fallen nämlich schlechte Dinge viel stärker auf als gute. “Negativitätstendenz” heißt das dann.

Evolutionstechnisch betrachtet machte es für unser Überleben auch Sinn, dass unser Gehirn automatisch dem Säbelzahntiger mehr Beachten schenkte als der schönen Blumenwiese.

Aber in Zeiten von reißerischen Medien und skandalösen Schlagzeilen kann uns das mit der Zeit auch ziemlich schaden. Denn es raubt uns Energie. Und für meine Energie kann ich mir persönlich 100 andere Dinge vorstellen, wo sie besser eingesetzt wäre.

Also, wie geht das?

Nimm dir einen Moment Zeit und Zettel & Stift zur Hand.

Ja, das klingt “old school”. Aber Dinge werden realer und unser Gehirn nimmt sie mehr an, wenn wir unsere Gedanken nicht nur denken, sondern richtig ausformulieren und durch ein körperliches Tun (niederschreiben) festhalten. Das Handy geht natürlich auch - aber Zettel & Stift wären ideal.

Denke nun an 3-5 Dinge, für die du dankbar bist und schreibe sie auf. Das heißt: du lenkst deine Aufmerksamkeit auf Dinge, die schön sind. Die dir geschenkt sind. Die du vielleicht auch selbst erarbeitet hast. Das kann alles Mögliche sein. Menschen, die du in deinem Leben hast. Gutes, das dir widerfahren ist. Ein kleiner Erfolg deines vergangenen Tages. Manches fühlt sich groß und bedeutend an. Manches würdest du dich vielleicht gar nicht laut aussprechen trauen, weil es so klein erscheint und nicht der Rede wert. All das hat in diesem Moment Platz. Du brauchst deine Liste niemandem zu zeigen und dich vor niemandem zu rechtfertigen.

Wichtig dabei ist:
Es müssen Dinge sein, die hier und jetzt schon gut sind; und zwar genau so wie sie sind.
Nicht erst morgen und nicht erst, wenn du etwas Bestimmtes erledigt oder verbessert hast. Oder wenn du dich wo eingelesen hast und ein besserer Mensch geworden bist. Oder dich besonders angestrengt hast.
Jetzt.
Hier.
Ohne dass du dich anstrengen musst.

Die Fortgeschrittenen besorgen sich irgendwann ein kleines Büchlein oder haben ein Eckcken im Kalender frei, wo sie all die Dinge notieren können. Sie nehmen sich regelmäßig (also jedes Wochenende oder alle 2 Tage oder sogar jeden Tag vor dem Schlafengehen) Zeit für dieses kleine Ritual.

Was tut diese Dankbarkeitspraxis mit mir?

Meinen Fokus verändern.

Neben alle Dinge, die mich traurig, verzweifelt oder wütend machen, treten auch viele Dinge, die bereits im Heute schon wunderbar sind. Die Welt ist die gleiche - aber was ich davon wahrnehme und für mich mitnehme, ändert sich damit.

Sie hilft mir, mich besser kennenzulernen.

Und wer sich selbst gut kennt, kann in schwierigen Situationen viel sicherer reagieren. Kann sich auf sich selbst verlassen. Und weiß, ab welchem Punkt man sich Hilfe suchen muss. Und dieses Wissen über sich selbst ist sehr wertvoll.

Mein inneres Ich stärken.

Also mich. Ganz tief drinnen. Das ist nämlich ganz automatisch die Folge davon, wenn ich meinen Fokus öfter auch auf Dinge richte, die gut sind in meinem Leben. Oder Dinge, die ich gut kann oder gerne mache. Oder Menschen, die immer für mich da sind. Und meine innere Stärke kann ich in einer unsicheren Welt, die viel Flexibilität von mir verlangt, gut gebrauchen.

Meine “Resilienz” erhöhen.

Mit diesem großen Wort meint man die Fähigkeit, nach einem schlimmern Ereignis weiterzumachen. Aufzustehen und wieder einen “normalen” Alltag zu fi nden. Nicht daran zu zerbrechen. Und diese Kraft kommt von innen. Du kannst sie nähren, indem du dich gut um dich kümmerst (Mehr dazu kannst du im Kapitel “Elternbatterien aufl aden” lesen.) Und indem du deine eigenen Stärken im Blick behälst.

Mich an das Schöne in meinem Leben erinnern.

Hin und wieder - und besonders in schwierigen Momenten - ist es nur allzu leicht, sich von den schlechten Erlebnissen, Nachrichten und Gedanken mitreißen zu lassen. Dann tut es extrem gut, daran erinnert zu werden, wie viel Schönes es im eigenen Leben gibt, wofür man dankbar sein kann.

All das kannst du auch deinem Kind ganz einfach schon sehr früh mitgeben.
Besorge ein hübschen Büchlein, in das ihr gemeinsam in einem Ritual zum Beispiel vor dem Schlafengehen Dinge sammelt, für die es dankbar ist. Ihr könnt auch etwas dazuzeichnen oder Pickerl dazukleben.

Übrigens: Wenn dich das Thema interessiert und du vielleicht noch weitere Tipps für die Dankbarkeitspraxis haben möchtest, lege ich dir folgenden Podcast auf YouTube oder Spotify ans Herz:
”CURSE - Meditation, Coaching & Life” zB. die Folge #118 “Das Gute stärken ohne das Schlechte zu ignorieren” aber auch so viele andere Folgen zu Themen, die mit dem (inneren) Frieden zu tun haben.
Das ist auch gleichzeitig die inhaltliche und Inspirationsquelle für die Gedanken, die ich hier für euch niedergeschrieben habe.
Viel Spaß beim Entdecken!

Text: Lena Korherr