Presseaussendung, 25. November 2020
Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen appellieren die Wiener Kinderfreunde an die Regierenden, Hilfsangebote für Opfer häuslicher Gewalt viel stärker zu kommunizieren.
Die Kontaktkontrolle durch gewalttätige Partner, Scham und Furcht vor dem ungewissen weiteren Verlauf einer möglichen Meldung sind häufige Ursachen, dass von häuslicher Gewalt betroffene Frauen dies häufig für sich behalten. Gleichzeitig leiden Kinder, die im selben Haushalt leben, ebenso unter den Auswirkungen oder sind direkt von physischer oder psychischer Gewalt betroffen. „Wir bemerken auch in unseren Familienberatungsstellen, dass aus der Corona-Pandemie entstehende Zukunftsängste, Arbeitslosigkeit, Homeschooling, Homeoffice und damit noch beengtere Wohnverhältnisse das krisenhafte Erleben in Familien steigert. Daraus resultieren oft auch Gewalthandlungen“, erklärt Sandra Geisler, die Leiterin der Beratungsstellen der Wiener Kinderfreunde.
Gewaltopfer sind unschuldig
„Das von der öffentlichen Hand und gemeinnützigen Organisationen gesetzte Angebot sollte viel stärker kommuniziert werden“, so Geisler. Sie betont auch, wie wichtig es wäre, betroffenen Frauen das Gefühl zu nehmen, dass sie selbst schuld an einem gewaltvollen Übergriff sind. Gerade in den letzten Jahren wird durch konservative gesellschaftliche Strömungen Frauen wieder verstärkt vermittelt, dass sie für den Familienfrieden verantwortlich sind, also quasi für die gewalttätigen Handlungen des Partners mitverantwortlich. „Hier müssten betroffene Frauen entlastet werden“, betont Geisler.
Breite Informationskampagne
Daher müsste eine breit angelegte Informationskampagne Frauen und Kindern vermitteln, dass sie niemals schuld an gegen sie gerichtete Gewalthandlungen sind, um hier auch ein Umdenken in der Gesellschaft anzustoßen. Auch die Aufstockung von niedrigschwelligen therapeutischen Maßnahmen für Kinder und Gewaltopfer ist laut den Wiener Kinderfreunden dringend erforderlich.
Die Kinderfreunde helfen
Die Kinderfreunde führen in Wien vier (ab Jänner 2021 sechs) Familienberatungsstellen, die Eltern, Großeltern, Jugendliche und besorgte Angehörige in krisenhaften Situationen kostenlos und auf Wunsch anonym offen stehen. Die Eltern der rund 12.000 Kinder, die Kindergärten oder Horte der Wiener Kinderfreunde besuchen, können sich außerdem an das mobile Erziehungsberatungsteam der Wiener Kinderfreunde wenden. Die Kontaktdaten des*der für das jeweilige Haus zuständige Beraters*in sind gut sichtbar im Kindergarten/Hort ausgehängt.
www.wien.kinderfreunde.at/Familienberatung, Tel. 01/40125-20071 oder 01/408 38 45
beratung@wien.kinderfreunde.at
Rückfragehinweis:
Michaela Müller-Wenzel
0664 542 31 58
michaela.mueller-wenzel@wien.kinderfreunde.at