Podiumsdiskussion: Kinder. Medien. Schutz: Verantwortung in digitalen Zeiten

Veröffentlicht am: 25.09.2025

Aufzeichnung

Digitale Medien sind längst Teil des Alltags von Kindern – schon im Kindergartenalter wird gewischt, gescrollt und gespielt. Diese Realität wirft viele Fragen auf: Welche Auswirkungen haben Bildschirmzeiten und Social Media auf Entwicklung, seelische Gesundheit und Beziehungen? Wie können Eltern, Pädagog:innen und Gesellschaft Kinder stärken, statt sie zu überfordern? Die Kinderfreunde Oberösterreich luden daher am 25. September in Kooperation mit der Volkshochschule Linz zu einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion ein. Die Veranstaltung fand im gut besuchten Wissensturm Linz statt und wurde online übertragen. Expert:innen aus Medizin, Psychotherapie, Pädagogik und Prävention beleuchteten Risiken, Chancen und konkrete Wege einer altersgerechten Medienbegleitung. Das rege Interesse bestätigte die hohe Aktualität und Brisanz des Themas.

Smartphone-Nutzung im frühen Kindesalter wird von Fachleuten zunehmend kritisch gesehen – ebenso wie die eigenständige Nutzung von Social Media-Plattformen ohne altersgerechte Begleitung. Doch auch die übermäßige Handynutzung durch Eltern rückt zunehmend in den Fokus: Wenn der Blick häufiger auf den Bildschirm als auf das Kind gerichtet ist, leidet nicht nur die Beziehung, sondern auch das kindliche Erleben von Geborgenheit, Aufmerksamkeit und emotionaler Bindung, die zentrale Grundlagen für eine gesunde Entwicklung bilden. Kinder brauchen echte Zuwendung, nicht nur WLAN-Verbindung.

Zentrale Botschaften unserer Expert:innen

„Kinderrechte gelten überall – auch im digitalen Raum. Kinderschutz ist kein Randthema, sondern Kernaufgabe einer verantwortungsvollen Gesellschaft – online wie offline. Medienbildung braucht eine klare kinderrechtliche Haltung.“ – Helmut Gotthartsleitner, Vorsitzender der Kinderfreunde Oberösterreich

„Kindheit bedeutet Abenteuer erleben – das am besten in 5D und mit allen Sinnen. Das Institut Suchtprävention betont, dass psychologische Grundbedürfnisse gerade im Heranwachsen idealerweise über realweltliche, anstatt digitale Erfahrungen erfüllt werden. Zudem ist es für Kinder wichtig, am Vorbild von Erwachsenen zu erkennen, dass das Handy lebensunterstützend, aber nicht lebensbestimmend ist. Ein bewusster Umgang mit Regeln zu Auszeiten und Offlinezonen fördert die gesunde Entwicklung im digitalen Zeitalter ist." – David Vogl,  Soziologe, Leiter der Abteilung Schule - Familie - Elementare Bildungseinrichtungen und stv. Leiter des Institut Suchtprävention.

„Wir sehen immer mehr Kleinkinder mit Entwicklungsproblemen, ausgelöst durch zu frühen und zu intensiven Medienkonsum. Es ist höchste Zeit, hinzusehen und gegenzusteuern. Kleinkinder brauchen Nähe, Sprache, Bewegung – keine Bildschirme.“ – Dr.in Arnika Thiede, Kinderärztin Barmherzige Brüder Linz

„Seelische Gesundheit von Kindern hängt von sicheren Beziehungen und klaren Grenzen ab – gerade im Umgang mit digitalen Medien. Ohne achtsame Begleitung können Überforderung und Stress zum Alltag werden.“ – Sabine Kühberger MSc, Psychotherapeutin Kinderschutzzentrum in Vöcklabruck

Fazit

Die Podiumsdiskussion hat klar gezeigt: Kinder brauchen Zuwendung, Nähe und reale Erlebnisse – nicht nur WLAN-Verbindung. Mediennutzung gehört zum Alltag, aber sie muss bewusst, begleitet und kindgerecht gestaltet werden.

Die Kinderfreunde Oberösterreich wollen daher Eltern, Pädagog:innen und Politik gleichermaßen ansprechen: Nur durch gemeinsames Handeln können wir Kinder in einer digitalen Welt gesund, sicher und selbstbestimmt aufwachsen lassen.

Aus der Diskussion ergeben sich zentrale Handlungsfelder, die wir weiter vorantreiben wollen:

  • Ausbau von Elternbildungsprogrammen zu Medienerziehung.
  • Kampagnen zu „bewusster Mediennutzung in der Familie“.
  • Betonung der Vorbildrolle Erwachsener.
  • Aufklärung über Risiken zu frühen Medienkonsums.
  • Förderung von Alternativen: Sprache, Bewegung, freies Spiel.
  • Ausbau von Fortbildungsangeboten (z. B. über §11 Oö. Kinderbildungs- und -betreuungs-Dienstgesetz).
  • Materialien und praxisnahe Tools für den Alltag bereitstellen.
  • Veranstaltungen, Kampagnen und Medienarbeit, die den Zusammenhang von Mediennutzung, Beziehung und seelischer Gesundheit sichtbar machen.
  • Positionierung der Kinderfreunde OÖ als starke Stimme für Kinderrechte im digitalen Zeitalter.

Download

Podiumsdiskussion Flyer A6
Podiumsdiskussion Plakat A3

 

Fotogalerie

Foto-Credit: This is bloom / Oliver Schatzberger

Die Veranstaltung fand in Kooperation mit der Volkshochschule Linz statt.