„PELLE“ steht für Perspektiven von Lernorten, Lernformen und –inhalten in der Erwachsenenbildung. Dabei wurden so genannte „Dritte Lernorte“ ausgemacht und durch eine Gruppe von TeilnehmerInnen der beteiligten Organisationen, allesamt in der Erwachsenenbildung tätig, erforscht. Die jeweils „beheimatete“ Organisation stellte dabei auch „best practice“ Beispiele aus ihrer Organisation und ihrer Region vor.
Das erste Lernaktivität fand im FIEF in La Bégude-de-Mazenc in Frankreich statt. Das Bildungshaus der französischen Partnerorganisation hat ihren Schwerpunkt im künstlerischen Bereich. Gegründet wurde das FIEF 1961 von Ernest Jouhy als Forum für Begegnung und interkulturellen Austausch. Bereits 1933 musste Ernest Jouhy, ein deutscher Jude und Kommunist, vor dem repressiven Regime des nationalsozialistischen Deutschlands nach Frankreich fliehen. In dem Wunsch, sein politisches und pädagogisches Engagement auch nach dem Krieg fortzusetzen, schuf er inmitten des mittelalterlichen Dorfes Châteauneuf de Mazenc das FIEF: einen Treffpunkt für deutsch-französische Seminare. Daher arbeitet das FIEF seit mehr als 50 Jahren daran, eine humanistische und soziale Idee von Europa zu entwickeln und zu vermitteln: Bei den Workshops und Seminaren erleben die Gruppen Interkulturalität und Zusammenarbeit über nationale Grenzen hinweg.
Das Treffen fand von im September 2021 statt und startete im FIEF mit einem Input und einem Workshop zu „Commedia dell’arte“ als Beispiel für Theaterpädagogik im Dritten Lernort. In Marseille erforschten wir die Friche la Belle de Mai und das "vertikale Dorf" Corbusier.
Sandy Colvine zeigte uns, was Kulturerbe ist und wie man es einem Publikum schmackhaft machen kann und mit Anna Gasquet von Europe Direct Drôme Ardèche lernte die Gruppe, wie man mit Paperboard und Filzstift die Zukunft Europas mitgestalten kann. Einen Höhepunkt der Woche stellte der Runde Tisch am 16.09.21 dar. Michèle Rivasi vom Europaparlament und Ferran Tarradellas Espuny von der Europäischen Kommission in Frankreich nahmen sich Zeit für Fragen und vor allem die lokale Bevölkerung nutzte die Gelegenheit zum Dialog.
Von 24. – 29.April 2022 fand im Mühl-fun-viertel in Klaffer am Hochficht die nächste Lernaktivität statt. In dieser Zeit wurde das Mühl-fun-viertel verbunden mit der Natur als dritter Lernort erkundet. Anschließend ging es für 2 Tage nach Linz. Dort stellt die ehemalige Tabakfabrik einen besonderen dritten Lernort dar, in dem Platz für kulturelle Angebote, Werkstätten, Start-ups und Lernen eine Symbiose ergeben. Die Führung durch das Ars-Electronica Center vermittelte den Teilnehmenden Eindrücke und Möglichkeiten zur Gestaltung von zukunftsfähigen dritten Lernorten. Ebenso fanden Workshops zum Projekt, sowie Zukunftsthemen im Hinblick auf dritte Lernorte statt. Abgerundet wurde das Treffen wieder im Mühl-fun-viertel, wo man sich nochmals der Natur und auch den Lernmöglichkeiten im ländlichen Raum widmete.
„Corona-bedingt“ fand das nächste Arbeitstreffen bereits einige Wochen später, vom 13. – 15. Juni in Uppsala statt. Die Projektteilnehmer diskutierten die weitere Planung des Projekts und bereiteten die kommende Lernwoche an der Heimvolkshochschule in Lubmin vor. Die schwedische Partnerorganisation „Studjefrämjandet“ präsentierte uns dritte Lernorte, die auch von ihnen begleitet und organisiert werden. Erwähnenswert sind vor allem die Einrichtungen „Kontakten“ und „Musicalen“ in Gottsunda, einem Stadtteil Uppsalas. Kontakten ist ein Kultur- und Lernzentrum mit vielfältigen, niederschwelligen Angeboten. Einerseits gibt es Unterstützung beim Lernen oder bürokratischen Angelegenheiten, andererseits gibt es die Möglichkeit Aufenthaltsräume zu benutzen, um dort selbstorganisiert zu Lernen. In Musicalen können Jugendliche mit pädagogischer Begleitung Bands gründen, proben und ihre Musik im Studio aufnehmen. Außerdem bekamen die Teilnehmenden einen tieferen Einblick in die Arbeit der schwedischen Partnerorganisation, indem sie unter anderem selbst an einem Workshop teilnahmen.
Die letzte Lern-Aktivität fand von 23.08.22-27.08.22 in Lubmin an der Ostsee statt. Die dortige Heimvolkshochschule organisierte ein interessantes und lehrreiches Programm an „dritten“ Lernorten. So wurden einerseits Museen zur vorpommerschen Geschichte und Volkskultur besucht, aber auch das ehemalige größte Atomkraftwerk der DDR, das sich ebenso dort befindet. Ein spannender Zusammenhang mit aktueller Weltpolitik ergab sich auch dadurch, dass die bekannten Nord-Stream 1+2 Gaspiplines in Lubmin anlanden. Gemeinsam mit dem Bürgermeister und einem ehemaligen Bundestagsabgeordneten haben wir auch diese besichtigt und diskutiert.
Den Abschluss des Projektes bildete schließlich ein Feedback-Workshop von 13.10.22-16.10.22 in Frankfurt am Main. Gemeinsam ließen alle ProjektpartnerInnen das Projekt noch einmal Revue passieren und identifizierten die konkreten lessons-learned. Dies bildete eine gute Zusammenfassung und einen guten Abschluss.