Kinderfreunde Salzburg wählten neuen
Landesvorstand und fordern Vorrang für Bildung und
Versorgung von Kindern und Familien
Am 15. November wählten 62 Delegierte in der Tribühne Lehen den neuen Vorstand der Österreichischen Kinderfreunde - Landesorganisation Salzburg. Cornelia Schmidjell wurde als Vorsitzende des 10-köpfigen Gremiums bestätigt. Die Interessenvertretung für Kinder und deren Familien ist mittlerweile über 100 Jahre alt – und kein bisschen leiser: „Wir Kinderfreunde stehen in vorderster Reihe für Kinder ein und leben vor, was wir für sie zum Prinzip erheben. Menschen stärken. Räume schaffen. Bezugspersonen sein. Freizeit gestalten und erleben. Für alle, unabhängig von der Herkunft. Damit Lernen und Entfaltung für ALLE Kinder ermöglicht wird, braucht es aber mehr als ehrenamtliches Engagement. Es braucht umfassende, ganztägige Bildungs- und Freizeitangebote, mehr Elementarbildung, eine verschränkte Ganztagesschule oder zumindest eine Nachmittagsbetreuung, die den Bedürfnissen aller Kinder flexibel gerecht wird. Das fordern wir von der Politik!“, so Cornelia Schmidjell.
Aufbruchstimmung in der Tribüne Lehen. Ein neuer Vorstand der Kinderfreunde in Salzburg wurde gewählt. Aber nicht nur deswegen, sondern weil noch so viel zu tun ist. In den 1920er Jahren formulierten die Kinderfreunde: Wer Kindern Paläste baut, reißt Kerkermauern nieder. Wer Sportplätze baut, hilft Spitäler ersparen. Wissen ist Macht und Bildung macht frei.
Der Wortlaut ist nicht mehr aktuell. Aber die Zielsetzungen haben nichts an Aktualität verloren. „Wer in Bildung und qualitätsvolle Freizeiteinrichtungen investiert, beugt der Entstehung von Jugendkriminalität vor“ so Schmidjell aktualisierend und weist als völlig wirkungslos und gefährlich zurück, dass manche die Herabsetzung des Strafmündigkeitsalters unter 14 Jahre fordern, anstatt Jugendlichen Chancen auf Entwicklung zu geben. Und: „Wenn die Landesregierung den Elternbeitrag für die Elementarbildung streicht, statt die Angebote quantitativ und qualitativ auszubauen, ist das unerträglich! Sind Kinder nicht unsere Zukunft?“
Mehr Bildung, Klimaschutz, Armuts- und Gewaltprävention sowie Beteiligung nötig
Im Zentrum des heutigen Leitantrags an die Landeskonferenz der Kinderfreunde Salzburg stand daher die Forderung nach konsequenten Verbesserungen und politischen Kurskorrekturen. Das Ziel: Materielle und seelische Nöte von Kindern thematisieren und diese Stolpersteine für Entfaltung und Entwicklung gleichermaßen aus dem Weg zu räumen. Alle Kinder brauchen gesicherte, materielle Versorgung. Gleichen Zugang zu Bildung. Beste Gesundheitsversorgung. Eine intakte Umwelt. Spezielle Förderung, wenn das für ihre Teilhabe an der Gesellschaft nötig ist, so der Tenor des Antrags.
Eine andere Kinderbildung ist möglich
Einen besonderen Fokus legt die Landeskonferenz dabei auf Bildung. „Es geht um bestmögliche und möglichst frühe Unterstützung von Kindern und Jugendlichen im Sinne gerechter und gleicher Lebenschancen“, sagte die in ihrer Funktion bestätigte Landesvorsitzende Cornelia Schmidjell. Dieses Ziel ist nur durch institutionelles Lernen schon in der frühkindlichen Phase erreichbar. Durch soziale Durchmischung in gemeinsamen Schulen bis 14 Jahre sowie durch die besondere personelle und finanzielle Ausstattung von Schulen in Brennpunktregionen.
„Im Moment geschieht der Ausbau von elementarpädagogischen Bildungseinrichtungen im Bundesland Salzburg viel zu langsam. Die Quote der institutionellen Betreuung unter 3-Jähriger liegt bei 30 Prozent. Nur einer von drei Kinderbildungsplätzen ist mit einer Vollzeiterwerbstätigkeit der Eltern vereinbar“, stellte Cornelia Schmidjell klar.
Die Kinderfreunde erheben daher folgende Forderungen an die Landespolitik:
Rechtsanspruch auf einen ganztägigen und kostenfreien Platz in einer Kinderbildungseinrichtung ab dem 1. Lebensjahr
Einführung einer gemeinsamen, ganztägigen Schule für alle Kinder bis zum Alter von 14 Jahren mit umfassenden Förderangeboten, insbesondere Sprachförderung – ohne Separierung
Einführung eines warmen kostenfreien Mittagessens in allen Kinderbildungseinrichtungen
Finanzierung der Bildungseinrichtungen nach dem Chancen-Index der Arbeiterkammer, der Benachteiligungen aufzeigt
Ausbau der Nachmittags- und Ferienbetreuung zur Stärkung von Bildungschancen und zur Entlastung der Eltern
Weitere Forderungen betreffen insbesondere den Ausbau der medizinischen und psychosozialen Versorgung von Kindern, die Umsetzung der Kinder-Klima-Deklaration der Kinderfreunde auf allen politischen Ebenen. Eine kinderverträgliche Raum- und Verkehrsplanung, kostenfreie Öffis für Kinder und eine Kindergrundsicherung für alle bis 18 Jahre. Der Kinderschutz soll auf verschiedensten Ebenen ausgebaut werden. Die Beteiligung von Kindern im Sinne kritischen Denkens soll in Schulen, in der offenen Jugendarbeit und im Sinne von Jugendparlamenten verstärkt gelebt werden.
Cornelia Schmidjell: „Für uns ist ´Kinder sind Zukunft´ mehr als ein geflügeltes Wort. Wir leben das mit vielen Aktivitäten und von ganzem Herzen als Grundeinstellung in unseren Einrichtungen und Ortsgruppen. Und weil das so ist, fordern wir als Interessensvertretung der Kinder mehr Einsatz von der Politik. Damit jungen Menschen umfassend und flexibel gemäß ihren Bedürfnissen alle Chancen eröffnet werden, die sie verdienen. Denn das sind auch die Chancen ihrer Familien und der Gesellschaft an sich!“
Rückfragehinweis:
Kinderfreunde-Landesvorsitzende Cornelia Schmidjell: +43 664 333 30 50
Kinderfreunde-Landesgeschäftsführerin Vera Schlager: +43 650 455 48 82
Foto 1: Die wiedergewählte Landesvorsitzende mit Landesgeschäftsführerin Vera Schlager
Foto 2: Der neu gewählte Landesvorstand (v.l.n.r.): Sabine Gabath, Luis Schlager, Orhan Dönmez, Dominik Senghaas, Vera Schlager, Harald Brandner, Cornelia Schmidjell, Philipp Brokes und Bundesgeschäftsführerin Daniela Gruber-Pruner