Auf‘s Wohl der Kinder schauen: Wiener Kinderfreunde mit umfassendem Kinderschutzkonzept

Veröffentlicht am: 11.05.2021

Illustration von einer Frau, die ein Mädchen umarmt

Wiener Kinderfreunde setzen Kinderschutzkonzept für elementar- und freizeitpädagogische Arbeitsfelder um. Im Mittelpunkt steht dabei das Wohl der Kinder.
 

Ein Kinderschutzkonzept gilt international bereits seit vielen Jahren als zentrales Qualitätsmerkmal für Organisationen. In Österreich ist dies leider noch kein Standard.  Laut Ergebnis eines vom EU-Projekt „Safe Places“ durchgeführten Mappings, zeigt sich hier ein zersplittertes Bild im Hinblick auf Bewusstsein, Wissen und Verbreitung von Kinderschutzkonzepten. Expert*innen aus dem Kinderschutzbereich vom Verein ECPAT Österreich (Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Rechte der Kinder vor sexueller Ausbeutung) fordern dringend die Implementierung umfassender Kinderschutzkonzepte als österreichweiten Standard für Organisationen. Die Kinderfreunde Wien gehen hier mit gutem Beispiel voran und setzen ein umfassendes Kinderschutzkonzept mit Leitfäden für die elementarpädagogischen und freizeitpädagogischen Arbeitsbereiche um, die dem Wohl der Kinder dienen und für Mitarbeiter*innen hilfreich sind. 

„Für uns Kinderfreunde ist es selbstverständlich, dass wir Richtlinien und Maßnahmen für den Kinderschutz weiter vorantreiben und transparent machen. Wir vertreten seit 110 Jahren die Interessen und Rechte der Kinder. Gemeinsam mit allen Mitarbeiter*innen in den Kindergärten und Horten und in der Freizeitpädagogik schauen wir auf das Wohl der Kinder“, hält die pädagogische Geschäftsführerin der Kinderfreunde Wien, Alexandra Fischer dazu fest. 

Für einen professionellen Betrieb mit hohen pädagogischen Standards sind klare Richtlinien und Handlungsanleitungen wichtig. Dabei geht es u.a. darum, gemeinsam Risiken abzuschätzen und im Bedarfsfall Hilfe und Interventionen zu ermöglichen. Dies muss aus der Praxis heraus immerwährend reflektiert werden. Eine Kindeswohlgefährdung kann vorliegen, wenn die Grundbedürfnisse des Kindes nicht erfüllt werden. Dazu gehören die körperlichen Bedürfnisse wie Essen, Trinken und Schlafen, das Bedürfnis nach Schutz, nach einfühlendem Verständnis und auch das Bedürfnis nach Anregung, Förderung und Entfaltung. 

Illustrationen von zwei Kindern, die sich umarmen

Gemeinsam Acht geben

Um für das Wohl der Kinder zu sorgen, müssen die alltäglichen Abläufe, Vorgehensweisen und Handlungen betrachtet werden. Dazu gehört es auch, den pädagogischen Alltag stets zu reflektieren. „Daher haben wir gemeinsam mit unseren Mitarbeiter*innen aus dem kindergartenpädagogischen und aus dem freizeitpädagogischen Bereich Werkzeuge, entwickelt, die unsere Kolleg*innen hierbei unterstützen“, erklärt Christian Morawek, wirtschaftlicher Geschäftsführer der Wiener Kinderfreunde. Darin wird beispielsweise ausgeführt, wie eine Kolleg*in auf irritierende Beobachtungen reagieren kann. Denn Fehler in einem herausfordernden Berufsfeld auszuschließen, wäre unrealistisch. Entscheidend ist, dass diese angesprochen und umgehend behoben werden. 

Wenn man mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, ist das unerlässlich. Dabei hilft der Blick aufs eigene Selbsterlebnis. Etwa durch Fragestellungen wie „Welche Erfahrungen habe ich in meiner Kindheit gemacht?“ bis dahin, wie ich etwa auf Überforderung reagiere und wie ich damit verantwortungsvoll umgehe. „Ein transparentes und kollegiales Arbeiten im Team wirkt hier schützend für die uns anvertrauten Kinder. Aus dieser Haltung heraus entwickeln sich Strategien, die den Mitarbeiter*innen ermöglichen, Verfehlungen anzusprechen und zugleich ein harmonisches Team zu bleiben, das ist wesentlich für den Kinderschutz“, erklärt Fischer die Hintergründe.
 

Grundlagenarbeit und Ausbildung

An den Bildungsschließtagen in den Kinderfreunde-Kindergärten finden seit Herbst 2020 die Einführungen zum Kinderschutz mit den neuen Leitfäden und Richtlinien im elementarpädagogischen Bereich online statt. Zukünftige Mitarbeiter*innen in den freizeitpädagogischen Bereichen der Kinderfreunde müssen, bevor sie mit den Kindern und Jugendlichen zu arbeiten beginnen, eine interne Ausbildung, auch zum Thema Kinderschutz, absolvieren. Für alle Mitarbeiter*innen gibt es darüber hinaus regelmäßige Weiterbildungen zu kinder- und jugendrelevanten Themen. Die Leitfäden werden in allen Bereichen der Kinderfreunde-Organisation aufliegen, in denen mit Kindern gearbeitet wird. Transparent und gemeinschaftlich wird so bei der größten Kinder- und Jugendorganisation ein weiterer Meilenstein für das Kindeswohl gesetzt.