Auftakt zur neuen Kampagne #kindergartenbraucht - der 1. Clip der neuen Kampagne ist da

Veröffentlicht am: 06.04.2022

v.l.n.r.: Tim Lainer (Diakonie Bildung), Alexandra Fischer (Kinderfreunde Wien), Thomas-Peter Gerold-Siegl (KIWI – Kinder in Wien), Susanna Haas (St. Nikolausstiftung) (c) Kinderfreunde/Frank Jödicke

Die Träger*inneninitiative Elementare Bildung Wien zeigt mit einer neuen Videokampagne, was elementare Bildung in Kindergarten und Horten ausmacht und lädt politisch Verantwortliche ein, einen Tag lang im Kindergarten zu hospitieren, um sich vor Ort ein Bild von der Situation zu machen. 

In Betriebsversammlungen im öffentlichen Raum haben Elementarpädagog*innen und Assistent*innen aus privaten Kindergärten und Horten in den vergangenen Wochen auf die angespannte Situation aufmerksam gemacht. Zu große Gruppen und Personalmangel erschweren eine adäquate Bildung und Betreuung, wie die Kampagne der Träger*inneninitiative Elementare Bildung Wien verdeutlicht.

Seit Jahren weisen die privaten Kindergartenträger*innen (Diakonie Bildung, Kinderfreunde Wien, KIWI-Kinder in Wien und die St. Nikolausstiftung) darauf hin, dass die Rahmenbedingungen für die Arbeit im Kindergarten und Hort verbessert werden müssen. Die Corona-Pandemie hat die ohnehin schwierige Situation nun noch weiter zugespitzt. Teilweise war und ist es kaum möglich, den Betrieb in einzelnen Einrichtungen aufrechtzuerhalten: Krankenstände und Quarantäne verschlimmern den bereits bestehenden Personalengpass, wo ohnehin schon aktuell rund 300 Stellen für Pädagog*innen bei den vier Träger*innen zu besetzen wären. In den Krisenzeiten wurde auch wieder mehr als deutlich, wie sehr Kindergärten systemrelevant sind.

Imagekampagne #kindergartenbraucht

In einer Pressekonferenz am 7. April 2022 präsentiert die Träger*inneninitiative eine Kampagne, welche die aktuellen Problematiken benennt und einen Überblick über die Situation in den Einrichtungen verschafft. Unter dem Hashtag #kindergartenbraucht wird in Videobeiträgen und Social Media Postings aufgezeigt, welche Rahmenbedingungen für eine adäquate und umsorgende Betreuung und elementare Bildung notwendig sind. Mit der Präsentation wird gleichzeitig eine Einladung an die Politik ausgesprochen, sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. In der Woche von 16. bis 20. Mai stehen die Türen der  Einrichtungen der vier Trägerorganisationen jenen Politiker*innen offen, die einen Tag lang in einem Kindergarten hospitieren möchten, um sich von der Situation vor Ort ein Bild zu machen.

Was braucht die Elementarpädagogik

Die wesentlichsten Reformen, die die Träger*inneninitiative in einem gemeinsamen Prozess ausgearbeitet hat, betreffen  die Fortsetzung des Ausbaus von Kindergärten und Horten und die Etablierung einer gesetzlichen Grundlage, um die Verkleinerung von Kindergartengruppen zu ermöglichen. In Form einer gestaffelten Reduktion der Gruppengrößen auf der einen, und einer Personalaufstockung auf der anderen Seite wäre es durchaus möglich, den Fachkraft-Kind-Schlüssel zu verbessern. Erste mögliche Verbesserungsschritte eines entsprechenden Stufenplanes der Träger*inneninitiative werden Ende April mit Stadtrat Wiederkehr besprochen. Außerdem braucht es eine Gleichstellung der Ressourcen für private und öffentliche Kindergartenplätze. Hier muss es Kostentransparenz geben.  Zwei Drittel der Wiener Kinder werden schließlich in privaten Einrichtungen gebildet und betreut. Nicht zuletzt braucht es eine Ausbildungsoffensive und eine Verbesserung der personellen Ressourcen.

Die Träger*inneninitiative Elementare Bildung Wien wurde im September 2020 von den vier größten privaten Kindergarten- und Hortträger*innen ins Leben gerufen, um auf die dringend zu verbessernden Rahmenbedingungen in der Elementarpädagogik hinzuweisen und konkrete Forderungen an die Politik zu richten. Es folgten erste kleine Schritte: für die Kindergartengruppen der Drei- bis Sechsjährigen wurden zusätzliche 20 Assistenzstunden pro Woche und Gruppe ab September 2022 bewilligt und damit nach Jahren eine Übereinkunft aus der Koalitionsvereinbarung in die Tat umgesetzt. Außerdem wurden mehr Sprachförderassistent*innen angestellt. Da effektive Sprachförderung aber ein Teil des pädagogischen Alltags sein muss, braucht es auch dazu kleinere Gruppen, wie sie von den Trägerorganisationen gefordert werden.

Denn die bisherigen Maßnahmen konnten bei weitem nicht verhindern, dass die Pädagog*innen an den Grenzen ihrer Belastbarkeit angekommen sind. Die Leidtragenden sind im Endeffekt die Kinder und in weiterer Folge auch die Eltern. Auch ihnen gegenüber fehlt die nötige Wertschätzung vonseiten der politisch Verantwortlichen. Es braucht eine respektvolle Wahrnehmung eines Berufsfeldes, das mit großer Verantwortung an die grundlegende Bildungsarbeit unserer Kinder herangeht. Was #kindergartenbraucht, ist die volle Unterstützung der politischen Entscheidungsträger*innen in der Bundesregierung und in den Ländern.