Sanfte Eingewöhnung
Veröffentlicht am: 01.09.2022
So viel Zeit wie das Kind braucht
Für Eltern und Kinder ist der Einstieg in den Kindergarten eine mit vielen Fragezeichen und Unsicherheiten verbundene Zeit.
Bei der Eingewöhnung sollte man sehr behutsam vorgehen. Das Kinderfreunde-Konzept zur sensiblen Eingewöhnung entspricht modernsten pädagogischen Standards und bezieht die Eltern mit ein. Denn oft fällt den Eltern die Trennung schwerer als den Kindern, entstehen plötzlich Zweifel, die sich jedoch durch Gespräche mit den PädagogInnen wieder auflösen.
Hier ist eine Zusammenfassung von häufig gestellten Fragen zur Eingewöhnung sehr junger Kinder in die Kinderstube (Kinder bis 3 Jahre) bzw. den Kindergarten, beantwortet aus der Sicht und entsprechend der langjährigen Erfahrung einer Kindergarten-Pädagogin der Wiener Kinderfreunde.
Wie sieht das Eingewöhnungskonzept der Kinderfreunde in der Kinderstube in der Praxis aus?
Wir beginnen mit einem Elternabend im Juni für die Eltern der Kinder, die im September einsteigen. Schon über den Sommer werden die Eltern mit ihren Kindern zu Schnuppertagen eingeladen. Kinder und Eltern lernen die PädagogInnen, die anderen Kinder und die neue Umgebung kennen. Und die Eltern und PädagogInnen können viele offene Fragen besprechen.
In der Eingewöhnungsphase selbst vereinbaren wir die täglichen Termine (ca. eine Stunde) auch gestaffelt über den Tag verteilt, damit wir uns für jedes einzelne Kind genügend Zeit nehmen können.
Wie lange dauert die Eingewöhnung?
Das ist individuell so unterschiedlich wie es die Kinder und ihre Eltern sind.
Ab dem ersten Eingewöhnungstag bestimmt das Kind das Tempo. Nach drei bis vier Tagen versuchen wir die Bezugsperson zum ersten Mal aus dem Raum zu schicken. (Erst wenn es in Anwesenheit des Elternteils von der Pädagogin getröstet werden kann, geht die Mutter aus der Gruppe) – zunächst für 10 Minuten in einen Nebenraum. Aufgrund der Reaktion des Kindes wird dann die weitere Vorgangsweise gemeinsam mit den Eltern gestaltet.
Was passiert, wenn das Kind die Abwesenheit der Mutter nicht aushält?
Reagiert das Kind sehr irritiert, muss die Bezugsperson sofort wieder in den Raum kommen und weitere Trennungsversuche werden auf Folgetage verschoben. Reagiert es ruhig, kann die Trennung auf max. 20 Minuten ausgedehnt werden.
Nach einiger Zeit geht der Elternteil einmal für max. 30 Minuten weg, ist aber jederzeit erreichbar und wird geholt, wenn das Kind das braucht. Als Rückkehrzeitpunkt wird mit dem Kind eine für das Kind möglichst verständliche Situation vereinbart, z.B. nach dem Singen, vor der Jause, vor dem Mittagessen. Wir erachten das Verabschieden vom Kind als sehr wichtig, damit es das Vertrauen in seine Bezugsperson nicht verliert. Wichtig ist auch, dass das Kind, wenn es abgeholt wird, nach Hause geht, um einen Abholrhythmus zu erfahren.
Je nachdem wie das Kind mit der Situation zurechtkommt, wird die Zeitspanne verlängert. So wird nach und nach – über so viel Zeit, wie das Kind braucht, um sich wohlzufühlen, der Kinderstubenalltag für das Kind positiv erlebbar.
Kann es auch sein, dass Kinder sich gar nicht eingewöhnen können?
Ja, natürlich, das kommt vor. Dann besprechen wir mit den Eltern, ob sie es etwa in einem Jahr noch einmal versuchen möchten. Für viele Eltern ist das aber sehr schwierig, da sie ja in den Job zurückkehren müssen. Wir sagen ihnen schon bei der Anmeldung, dass sie sich für die Eingewöhnung viel Zeit nehmen sollen. Bei einigen Kindern sind es nur 3 - 4 Wochen, es kann aber auch mehrere Monate dauern.
>> Interview zum Thema von Sabine Polzer, Kinderfreunde-Pädagogin
Unsere Leiterin Alexandra Brenter beantwortet Fragen zum Thema Eingewöhnung
Hotline für freie Kindergarten- und Hortplätze
Telefonisch unter T: 01/401 25-20149 (Mo-Do 8.00-16.30, Fr 8.00-15.00 Uhr) bzw. per Email: kdg.hotline@wien.kinderfreunde.at