Tag der Kinderrechte: Gesundheit und Bildung: Beides muss möglich sein

Veröffentlicht am: 19.11.2021

So kann man mit Kinderrechten nicht umgehen! Schon zum zweiten Mal in Folge findet der Kinderrechtetag mitten in einer Covid19-Welle statt. Das wäre vermeidbar gewesen.

Kinder lachen und halten Schild hoch: Kinder haben Rechte!
📷 Valentina Schandl

Am 20. November 1989 verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen die UN-Konvention über die Rechte des Kindes (KRK). 1992 wurde sie von Österreich ratifiziert. Alle Kinder auf der Welt erhielten damit verbriefte Rechte - auf Überleben, Entwicklung, Schutz und Beteiligung.  Am 20. Jänner 2011 hat der österreichische Nationalrat beschlossen, einen Teil der Kinderrechte in abgeschwächter Form in die Bundesverfassung aufzunehmen. In Artikel 1 des Österreichischen Bundesverfassungsgesetzes über die Rechte von Kindern steht u.a.: "Bei allen Kinder betreffenden Maßnahmen öffentlicher und privater Einrichtungen muss das Wohl des Kindes eine vorrangige Erwägung sein."

„Kinder haben das Recht auf Bildung und das Recht auf Gesundheit. In der momentanen Situation scheint für unsere Bundesregierung beides nicht kombinierbar“, erklärt Christian Oxonitsch, Landesvorsitzender der Wiener Kinderfreunde.

Oxonitsch: „Einerseits wissen wir, dass Distance-Learning und das Vermeiden des Kindergarten-Besuchs die Lernfortschritte vieler Kinder hemmt und sie psychisch belastet.  Andererseits gab es in Österreich bisher keine flächendeckenden Anstrengungen, auch für Kleinkinder ergebnissichere niedrigschwellige Testangebote  zur Verfügung zu stellen oder Alternativen zu Schulschließungen vorzubereiten.“

Bildungsbudget ist ein Tropfen auf dem heißen Stein 

Das von Bildungsminister Faßmann vorgelegte Bildungsbudget ist ein Tropfen auf dem heißen Stein und weit unter den Budgets vergleichbarer OECD Staaten. Es ist laut Oxonitsch „absolut nicht dazu geeignet, unser Bildungssystem gerechter und den heutigen Anforderungen entsprechend zu gestalten. Geschweige denn, die massiven Nachwirkungen der bisherigen Schulschließungen auf unsere Kinder und Jugendlichen aufzuarbeiten.“

„Zum Tag der Kinderrechte am 20. November 2021 fordern die Wiener Kinderfreunde die Bundesregierung daher auf, endlich die Bedürfnisse und Rechte der Kinder über Wirtschaftsinteressen und parteipolitisches Hickhack zu stellen“, so Oxonitsch.

Österreichische Kinderfreunde - Karin Blum

So kann man mit Kinderrechten nicht umgehen!

Schon zum zweiten Mal in Folge findet der Internationale Kinderrechtetag mitten in einer Covid19-Welle statt. „Das wäre vermeidbar gewesen,“ ist der Bundesvorsitzende der Österreichischen Kinderfreunde Jürgen Czernohorszky überzeugt, „wenn man rechtzeitig auf die sich anbahnende Situation reagiert hätte und sich nicht vor vielleicht unpopulären Maßnahmen gedrückt hätte“.

Belastungen für Kinder unzumutbar

„Nun ist es soweit, dass abermals 1,5 Mio. Kinder und Jugendliche den Preis für dieses politische Versagen zahlen müssen und ihre Rechte mit Füßen getreten werden: Zuallererst wird ihr Recht auf körperliche Gesundheit und Gesundheitsversorgung riskiert. Wir wissen aber seit Monaten auch, was die Pandemie und ihre Konsequenzen mit der psychischen Verfasstheit dieser Generation macht. Denn die sich permanent ändernde Situation in den Kindergärten und Schulen, die teilweise finanzielle Belastung der Familien, die eingeschränkten Sozialkontakte und Freizeitmöglichkeiten, die permanent präsente globale Bedrohung durch Klimawandel und Pandemie - all diese Belastungen sind Kindern und Jugendlichen nicht zumutbar“, so Czernohorszky.

Maßnahmenpaket für Kinder

„Klar ist, dass es jetzt akut nur mehr darum gehen kann, Menschenleben zu schützen. Aber gleichzeitig muss im Blick behalten werden, dass jedem Kind seine Rechte zugestanden werden müssen und für die Zeit nach dem Lockdown ganz massiv in individuelle Begleitung im Bildungssystem, den Ausbau der psychologischen und psychiatrischen Versorgung, den großzügigen Zugang zu kulturellen, freizeitpädagogischen und sportlichen Angeboten investiert werden muss. Die Gewährleistung und Zusage dieser Maßnahmen muss Hand in Hand mit dem Beschluss des jetzigen Lockdowns gehen“, erklärt Czernohorszky.

Kindergartenmilliarde

„Für diese geforderten Maßnahmen braucht es selbstredend Ressourcen vom Bund, wie beispielsweise 1 Milliarde für den qualitativen Ausbau der Elementarbildung, oder wie wir Kinderfreunde mit unserer aktuellen Kampagne sagen: Mehr Knödel für unsere Kindergärten“, fordert der Bundesvorsitzende.

Kinder-Sprechstunde zu Corona

„Und weil wir wissen, wie groß der Gesprächsbedarf rund um die Pandemie bei allen Menschen und eben auch bei Kindern ist, laden wir alle Kinder zu einer Kinder-Sprechstunde mit Expert*innen ein, die Antworten auf Fragen und Sorgen der Kinder geben wollen. Die virtuelle Sprechstunde findet am 27. November um 17 Uhr unter www.kinderfreunde.at/kindersprechstunde statt“, kündigt Czernohorszky an.