Am 20. November ist der Tag der Kinderrechte. Das Recht auf gute Bildung haben alle Kinder gleichermaßen. Für viele Kinder ist das aber anders. Um das zu verändern, sind bildungspolitische Maßnahmen, beginnend mit der Verbesserung der Rahmenbedingungen in Kindergärten, zu setzen.
Träger*inneninitiative Elementare Bildung: Kindergarten ist bildungspolitischer Tausendsassa
Veröffentlicht am: 23.11.2020
Der Schlüssel zu einem erfolgreichen Schuleinstieg und einer guten Bildungskarriere ist der mindestens drei, besser vier Jahre dauernde Besuch einer qualitativen elementaren Bildungseinrichtung. Benachteiligte Kinder profitieren besonders von elementarer Bildung mit guter Qualität und einer Mischung des sozio-ökonomischen Hintergrunds. (Quelle: Sylva et al., 2004) Von unzähligen Studien bestätigt, bedeutet das: Bildungspolitische Maßnahmen sind am effizientesten im Kindergarten anzusetzen. Denn ein qualitativ hochwertiger Kindergarten ist ein bildungspolitischer Tausendsassa.
„Investitionen in Elementarbildung zahlen sich aus: Sie stärken Kinder und helfen den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen“, so Sozialexperte Martin Schenk. „Gute Kindergärten sind eine wirksame Maßnahme gegen Kinderarmut.“
Gleichzeitig bringen Investitionen in elementarpädagogische Bildungsqualität Gesellschaft und Politik ein Vielfaches zurück. Für die Altersgruppe der 3-6-Jährigen gilt ein so genannter Return on Investment von 7:1, das bedeutet: Jeder Euro, der jetzt investiert wird, kommt siebenfach zurück! (Quelle: Schweinhart 2005, Belfield 2006)
Die Träger*inneninitiative Elementare Bildung Wien von Diakonie Bildung, Kinderfreunde Wien, Kinder in Wien (KIWI) und St. Nikolausstiftung weist dazu auf folgende Fakten hin:
Was bedeutet Qualität in der Elementarbildung?
Die größte und längste Langzeitstudie Europas, die EPPSE-Studie kam zu dem Ergebnis, dass von Qualität in der Elementarbildung gesprochen werden kann, wenn
- gut ausgebildete PädagogInnen, die wissen wie Kinder lernen, engagiert mit Kindern arbeiten,
- kognitive und soziale Bildung im Kindergarten gleich wichtig sind,
- es eine respektvolle Kinder-Erwachsenenbeziehung gibt und die Bildungsinhalte durch offene Fragen gemeinsam erarbeitet werden,
- freies Spiel und pädagogische Impulse sich die Waage halten,
- Kinder bei der Lösung von Konflikten unterstützt werden und
- Eltern in den Bildungsprozess miteinbezogen werden.
Was es dazu braucht, liegt auf der Hand:
- eine hochwertige Ausbildung von Elementarpädagog*innen, die gerne in einen attraktiven und anerkannten Beruf einsteigen,
- bessere Rahmenbedingungen für die elementarpädagogische Arbeit, allem voran weniger Kinder pro Pädagog*in (kleinere Gruppengrößen),
- Ressourcen für eine gute Umsetzung der Bildungspartnerschaft und für Elternbildung.
Österreich muss dringend in vorschulische Bildung investieren!
Es ist längst an der Zeit, österreichweit einheitliche und verbesserte Rahmenbedingungen zu schaffen und gezielt in den Bereich der Elementarbildung zu investieren. Wir fordern deshalb alle Politiker*innen – ob auf Landes- oder Bundesebene – auf, sich intensiv und umgehend mit dem Anliegen der elementaren und außerschulischen Bildungseinrichtungen auseinanderzusetzen. Die o.a. Argumente sprechen hier eine mehr als deutliche Sprache.
Gerade die letzten neun Monate haben gezeigt, wie wichtig der Kindergarten ist. Sowohl für Eltern, die ihre Kinder gut betreut in einer Bildungseinrichtung wissen, aber noch viel mehr für jedes einzelne Kind, damit es sein Recht auf Bildung erhält.