Statt Strafen brauchen Kinder Unterstützung und Perspektiven
Die aktuellen Diskussionen über eine mögliche Herabsetzung der Strafmündigkeitsgrenze auf 12 Jahre stoßen bei den Kinderfreunden Oberösterreich auf entschiedenen Widerstand.
„Kinder brauchen Hilfe, keine Haft! Die Lösung für Jugendkriminalität liegt nicht in Strafen, sondern in Prävention, sozialer Unterstützung und Bildung“, betont Helmut Gotthartsleitner, Vorsitzender der Kinderfreunde OÖ.
Angesichts der steigenden Jugendkriminalität fordern einige Stimmen eine schärfere Bestrafung, doch eine Absenkung der Strafmündigkeitsgrenze auf 12 Jahre wäre ein massiver Rückschritt. In der heutigen Sitzung des oö. Landtags fordern ÖVP und FPÖ im Eiltempo und ohne Diskussion in einem Ausschuss die Prüfung, ob die Strafmündigkeit auf 12 Jahre herabgesetzt werden kann. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen aber deutlich, dass Kinder in diesem Alter oft noch nicht über die notwendige kognitive und emotionale Reife verfügen, um die Konsequenzen ihres Handelns vollumfänglich zu verstehen. „Statt Kinder ins Strafrecht zu drängen, müssen wir uns fragen, warum sie überhaupt in solche Situationen geraten. Fehlende Perspektiven, Armut und ein Mangel an Betreuung sind die wahren Ursachen, die wir angehen müssen“, so Gotthartsleitner weiter.
Die Kinderfreunde OÖ setzen sich daher für verstärkte Präventionsmaßnahmen und eine bessere Unterstützung für gefährdete Kinder und Jugendliche ein. „Was wir brauchen, sind mehr gut ausgestattete Betreuungs- und Bildungseinrichtungen, individuelle Fördermaßnahmen und eine enge Zusammenarbeit zwischen Schulen, Sozialarbeit und Familien“, erklärt Gotthartsleitner.
Ein repressiver Ansatz wird das Problem nicht lösen, sondern möglicherweise noch verschärfen. Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass eine frühzeitige Kriminalisierung junger Menschen oft zu einer Verfestigung krimineller Karrieren führt, anstatt sie davon abzuhalten. „Wir brauchen eine Politik, die auf Kinderschutz, soziale Gerechtigkeit und Prävention setzt, anstatt auf Bestrafung und Stigmatisierung. Und außerdem, wenn Kriminalstrafen 14-jährigen schon keine positiven Effekte zeigen, wie sollen sie dann bei 12-jährigen Kindern nützen?““, so Gotthartsleitner abschließend.
Die Kinderfreunde Oberösterreich fordern daher ein klares Bekenntnis zur Beibehaltung der bestehenden Strafmündigkeitsgrenze und den Ausbau präventiver Maßnahmen, um Kinder und Jugendliche frühzeitig auf einen positiven Lebensweg zu bringen. Erst im September 2024 haben die Kinderfreunde zu diesem Thema eine Podiumsdiskussion veranstaltet und alle Expert:innen waren sich einig: Eine Herabsetzung der Strafmündigkeit ist ein Bruch der Kinderrechte.
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