Weltspieltag am 28.Mai:

Spielen hält Kinder körperlich und geistig fit

Presseaussendung, 26. Mai 2021

 

Die Lust und Neugier am Spiel sind jedem Kind angeboren. Schon vor der Corona-Krise konnten Kinder und Jugendliche ihrem Spiel-, Bewegungs- und Entdeckungsdrang oft nur unzureichend nachkommen. Das monatelange Verbot von Vereins- und Schulsport und die Einschränkungen bei sozialen Kontakten mit Gleichaltrigen, haben die Situation verschärft. Anlässlich des Weltspieltages am 28. Mai, der im Jahr 2000 von der UNO ausgerufen wurde, möchten die Kinderfreunde OÖ und der Verein Kinderhilfswerk auf die Bedeutung des Spielens für Heranwachsende aufmerksam machen. Die UN-Kinderrechtskonvention, die 1992 von Österreich ratifiziert wurde, garantiert Kindern ein Recht auf Spiel, Freizeit und Erholung. Wenn Kinder selten herumtollen, sich nur wenig bewegen und ihre Umwelt erkunden, leidet ihre körperliche und psychische Entwicklung. Mit pädagogischen Angeboten in Kindergärten, Jugendgruppen und Ferienlagern geben die Kinderfreunde und das Kinderhilfswerk Kindern und Jugendlichen Zeit und Raum für unbeschwertes Spielen, Bewegung, Kreativität und Erholung.

 

Ferienlager als Raum zur Erholung, persönlichen Entwicklung, zum Lernen und Spielen

Im Kinderhilfswerk setzt man vor allem auf das Konzept der Erlebnispädagogik, das soziales Lernen in der Natur mit dem Spaßfaktor verknüpft. Methoden der Abenteuer- und Spielpädagogik werden durch Outdoorsportarten ergänzt. „Bei einer gemeinsamen Kanutour lernen Kinder spielerisch zusammenzuarbeiten, auf die unterschiedlichen Stärken und Schwächen der anderen Rücksicht zu nehmen und Konflikte konstruktiv auszutragen“, erzählt Vereinsgründer und Obmann Peter Begsteiger, der die Ferienlager des Kinderhilfswerks seit Jahren begleitet. „Das gemeinsame Erleben von Grenzen fordert die Kinder heraus und es schafft wunderschöne Momente. Das Gemeinschaftsgefühl, das unbeschwerte Beisammensein in der Natur, gesundes Essen und viel Bewegung stärken die Kinder nachhaltig, psychisch und emotional“, weiß der erfahrene Spiel- und Erlebnispädagoge.

Mit Pferden, Huskys und anderen Tieren kommen auch Ansätze tiergestützter Pädagogik zum Einsatz. Meistens werden diese Ferienlager - Sommer wie Winter - auf dem Erlebnisbauernhof des Kinderhilfswerks nahe Freistadt durchgeführt. „Wir bekommen in unserer Arbeit in den Beratungsstellen in Linz und Wien hautnah mit, wie die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen infolge der Corona-Maßnahmen leidet. Die Nachfrage nach unseren Therapie-, Beratungs- und pädagogischen Angeboten steigt seit Mai 2020 deutlich an. Wir beobachten vor allem eine Zunahme bei Ängsten und Depressionen sowie Schlaf- und Essstörungen“, berichtet Peter Begsteiger. „Unsere erlebnispädagogischen Feriencamps bieten jungen Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten Räume zur Erholung, zum Lernen, Spielen und zur persönlichen Entwicklung. Diese Räume brauchen sie diesen Sommer mehr denn je.“

Dieser Erfahrung schließen sich auch die Kinderfreunde OÖ an. Sie bieten im heurigen Sommer wieder mehr als 30 Ferienlager an. „Die meisten Camps sind bereits ausgebucht. Das zeigt uns, dass Familien gerade jetzt einen erholsamen Sommer für ihre Kinder wollen und brauchen. Bei unseren Ferienlagern stehen Spiele, Action und Ausflüge auf dem Programm – es ist für die Kinder ein absolutes Highlight und sorgt für die nötige Erholung “, sagt Nina Krautgartner, Bereichsleiterin der Ferienaktion der Kinderfreunde OÖ.

Durch ausreichend Bewegung, Spielen im Freien und Auseinandersetzung mit Gleichaltrigen beim Toben und Herumtollen werden motorische Fähigkeiten sowie Sozial- und Sprachkompetenzen gefördert. Wichtige Kompetenzen, die schon „im Sandkasten“ geübt werden wollen, um im späteren Leben auch ohne den Schutz der Eltern voranzukommen. Das weiß man auch in den rund 50 Eltern-Kind-Zentren der Kinderfreunde - sie sind Orte der Begegnung und des Spiels für die Jüngsten in unserer Gesellschaft. „Besonders beliebt sind unsere Spielgruppen, die Kinder im Alter von 6 Monate bis 3 Jahre Raum bieten, um mit Gleichaltrigen zu spielen und auch ihre soziale Kompetenz fördern“, berichtet Roland Schwandner, Vorsitzender der Kinderfreunde OÖ.

 

Freies Spielen in der Natur und im öffentlichen Raum als Therapie

Wenn man Kindern die Möglichkeit bietet, eigene Vorstellungen umzusetzen, z.B. beim Bau eines Baumhauses, entwickeln sie Kreativität, handwerkliches Geschick, Ausdauer, Selbstbewusstsein und sie schulen ihre Konzentration. Dafür braucht es keine vorgefertigten Materialien. Kinder sind Meister darin zu improvisieren und aufgrund ihrer regen Fantasie in der Lage, Spiele selbst zu entwickeln und ihre Umwelt zu gestalten. Je früher Kinder die Möglichkeit bekommen, ihrer natürlichen Neugierde frei nachzugehen, umso positiver wirkt sich das auf ihre kreativen Fähigkeiten, ihre psychische Stabilität sowie ihre Problem- und Konfliktlösungsstrategien aus.

Die verständliche Vorsicht der Eltern sollte dabei nicht so weit gehen, dass Kinder in ihrer Entwicklung zu sehr eingeschränkt werden. Gerade die Maßnahmen im Zuge der Corona-Krise haben junge Menschen in ihrem Spiel- und Forschungsdrang enorm gehemmt. Deshalb sind Erwachsene nun gefordert, Kindern und Jugendlichen wieder uneingeschränkten Zugang zu einem abwechslungsreichen und gesundheitsfördernden Umfeld zu ermöglichen. Dem schließen sich die Kinderfreunde mit einer jahrelangen Forderung an: Kinder brauchen mehr Spielfläche im öffentlichen Raum. Die Linzer Kinderfreunde gehen mit gutem Beispiel voran und öffnen ihre Häuser und Gärten für Familien, damit Kinder noch mehr Raum zum Spielen und Entdecken haben. Warum das gerade jetzt so wichtig ist, erklärt Kinder- und Jugendlichentherapeut Rudolf Fessl, der fachliche Leiter des Kinderhilfswerks: „Junge Menschen haben in der Pandemie von allen Bevölkerungsgruppen die meisten Einschnitte erlebt. Nun ist es an der Zeit, ihnen den gewohnten Freiraum zurückzugeben, dem Bewegungsdrang freien Lauf zu lassen und das regelmäßige Spielen an der frischen Luft, gemeinsam mit Freundinnen und Freunden, zu ermöglichen. Das ist für Körper und Seele die mit Abstand beste Therapie.“

 

Spiel-Möglichkeiten in der Freizeit als Ausgleich zum schulischen Leistungsdruck

Mit einem Schwerpunkt in der außerschulischen Jugendarbeit bieten die Kinderfreunde jungen Menschen genau diesen so wichtigen Freiraum in der Peer-Gruppe. Rund 150 Kinderfreunde-Ortsgruppen sind in ganz Oberösterreich aktiv und mehr als 1.500 Ehrenamtliche sorgen in den Kinder- und Jugendgruppen dafür, dass junge Menschen eine abwechslungsreiche und anregende Freizeit erleben. Seit Mitte März ist in Österreich Kinder- und Jugendgruppen-Arbeit wieder möglich. Ein Öffnungsschritt, den die Kinderfreunde sehr herbeigesehnt haben: „Unsere wöchentlichen Gruppenstunden bieten den Kindern den nötigen Ausgleich, den sie aktuell brauchen. Es wird zusammengespielt und die Gemeinschaft gestärkt. Gerade jetzt braucht es spielerische Freizeitaktivitäten, abseits von Leistungsdruck“, sagt Vorsitzender Roland Schwandner.

 

Das Spiel als wichtigste Form des Lernens in Krabbelstube und Kindergarten

Die Familienzentren GmbH der OÖ Kinderfreunde ist Träger von rund 80 Kinderbildungs- und Betreuungseinrichtungen in ganz Oberösterreich. Über 5.000 Kinder werden dort nach den neuesten pädagogischen Konzepten betreut und auch hier gilt: Das Spiel ist die beste und intensivste Form des Lernens. „In unseren Krabbelstuben, Kindergärten und Horten hat das Spiel für die Kinder eine besondere Bedeutung. Sie lernen dort ihre Welt mit Herz, Hirn und Hand zu begreifen“, bestätigt Petra Sucherbauer, die Geschäftsführerin der Familienzentren GmbH, die Erfahrungen des Kinderhilfswerks.

Petra Sucherbauer und Rudolf Fessl vom Kinderhilfswerk sind sich auch darin einig, was sie Eltern und Bezugspersonen derzeit besonders ans Herz legen möchten: „Geben Sie bereits Kleinkindern möglichst viel Bewegungsfreiheiten und Zeit im Grünen. Planen Sie offene Freizeit für Ihre Kinder ein. Seien Sie ein Vorbild und halten Sie sich viel draußen auf. Und schließlich: Schaffen Sie Möglichkeiten, damit Ihre Kinder an der frischen Luft frei und ungezwungen spielen können.“

 

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