Jetzt handeln – Vorkehrungen für Herbst und Winter für Kinder und Jugendliche

Kinderfreunde fordern Konzepte und mehr Budget für Kinder

Pressekonferenz, 29. Juni 2022

 

Linz, 29. Juni 2022 – Den Kinderfreunden liegt das Wohl der Kinder am Herzen, daher ist für sie klar: jetzt müssen Vorkehrungen getroffen werden, damit für unsere Kinder die soziale Teilhabe durch Kindergarten- und Schulbesuch sowie an kulturellen und sportlichen Aktivitäten im Herbst und Winter gesichert ist! Unterstützung bekommen sie dabei von Prim. Dr. Michael Merl, Vorstand der Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Kepler Universitätsklinikum und von Mag.a Ruth Karner, selbständige Familienberaterin.

„Die Entwicklungen sind bedenklich, Kinder und Jugendliche sind aktuell mit massiven Sorgen konfrontiert. Das geht so weit, dass Suizidgedanken bei immer jüngeren Kindern auftreten. Die Abteilungen der Kinder- und Jugendpsychiatrie sind überlastet“, so Roland Schwandner, Vorsitzender der Kinderfreunde OÖ. „Umso wichtiger ist es, jetzt Konzepte für den Herbst und Winter vorzubereiten für den Fall von notwendigen Einschränkungen, um die Sekundärfolgen der Pandemie nicht noch zu verschlimmern.“ 

Für die Kinderfreunde gibt es viele offene Baustellen. Zum einen die Gruppengröße im Kindergarten, bei der aktuell die Kinder kaum individuelle Entwicklungsunterstützung bekommen. Oder etwa auch der Leistungsdruck im Bildungsbereich, wo folglich in den letzten Jahren nur mehr das Lernen, aber keine Gemeinschaft im Mittelpunkt stand. „Es wurde in der Vergangenheit alles reduziert auf Leistung, sämtliche sozialen Kontakte und Ausflüge wurden gestrichen“, sagt Schwandner. „Das darf in der Form im neuen Schuljahr nicht mehr passieren. Kinder brauchen ihre Projektwochen, Schulausflüge und sonstige Aktivitäten, die die Klassengemeinschaft und auch das Soziale stärken.“

 

Immer mehr Heranwachsende benötigen professionelle Hilfe 

Die Auslastung in der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie ist nach wie vor über der Norm und auch die Personalsituation ist prekär: 110 % bis hin zu 140 % Auslastung bei unter 100%iger Personalbesetzung. „Für die Kinder ist die aktuelle Situation sehr belastend und wir merken, dass Kinder mit suizidalen Gedanken immer jünger werden. Wir haben das in der Form noch nicht erlebt“, sagt Prim. Dr. Michael Merl, Vorstand der Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Kepler Universitätsklinikum. „Wir arbeiten aktuell immer noch im Krisenmodus und bräuchten mindestens doppelt so viele Betten, wie uns aktuell zur Verfügung stehen. Die Lage ist sehr prekär“, warnt Prim. Dr. Merl. „Es braucht jetzt ein niederschwelliges Angebot, Beratungsstellen, Psychotherapeutische Praxen, mehr Versorgung in Schulen und Einrichtungen und auch in den Kliniken, sonst wird künftig die gesellschaftliche und wirtschaftliche Belastung dieser Generation sehr hoch!“ schließt Prim. Dr. Merl. 

 

Forderung eines Ausbau der Gelder für Familienberatung und Elternbildung

Ruth Karner führt eine Praxis als selbständige Familienberaterin und ist mit einem noch nicht dagewesenen Ansturm an Anfragen konfrontiert: Kindergarten oder Schulverweigerungen, massive Mobbingfälle in Schulklassen, Ängsten, sobald sich Rahmenbedingungen ändern, ungesunder Medienkonsum, innerfamiliäre Konflikte… All das sind nur ein paar der aktuellen Herausforderungen für Familien. „Die Anfragen haben sich in meiner Praxis um 300% gesteigert“, so Ruth Karner. „Die Dringlichkeit im Sinne von akutem Handlungsbedarf, ist in der Form überhaupt noch nie so gewesen, seit ich diesen Beruf ausübe. Covid und vor allem der gesellschaftliche Umgang damit und die Maßnahmen haben im Leben von Kindern und Familien aus meiner Sicht wirklich drastische Spuren hinterlassen“. 

Das Begleiten von Kindern ist immer fordernd, in Krisenzeiten eher überfordernd. Eltern brauchen daher dringend Unterstützung. „Der Staat sollte Verantwortung übernehmen für die Familien in der Krise und allen Familien Angebote machen. Ich finde es sollten alle Familien mit konkreten Angeboten angeschrieben werden. Vieles kann bestens im Bereich der Familienberatung abgefangen werden, da es oft um neue Impulse für die elterliche Begleitung geht“, so Karner. „Hier könnten wir Berater:innen Vieles übernehmen, nur dafür gibt es keinerlei Förderungen und auch keinerlei Informationen für Eltern. Ich fordere daher den Ausbau kostenloser Beratung für Kinder und Eltern und eine eigene Förderungsschiene für Eltern- und Familienberatung.“, schließt Karner.

 

Fotocredit: MecGreenie

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