Wir bringen die Kinder zum Sprechen

Jedes Kind hat ein Recht auf die eigene Sprache. Im Kindergarten bewirkt die Offenheit gegenüber allen Sprachen eine Qualitätssteigerung der pädagogischen Arbeit.

Mehrsprachigkeitsexpertin Dr.in Karin-Steiner

In ihren Kindergärten und Horten beschäftigen sich die Wiener Kinderfreunde im Rahmen ihrer EU-Projekte (Bildungskooperationen in der Grenzregion, BIG_inn, BIG_ling und EduSTEM) seit vielen Jahren intensiv mit dem Thema Mehrsprachigkeit.  

In einigen (Pilot-) Kindergärten setzen sie mittels sprachensensiblen Methoden die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse der Sprachforschung in der Praxis um. Die Erkenntnisse daraus flossen unter anderem in einen  Elternratgeber für Eltern mehrsprachiger Kinder, in ein Praxishandbuch zur gelingenden Mehrsprachigkeit in Kindergärten und Schulen sowie in einen Fortbildungs-Lehrgang für die Elementarpädagog*innen der Kinderfreunde-Kindergärten ein. Letzterer wurde sogar - erstmals für eine Kindergarten-Trägereinrichtung- durch das Bildungsministerium anerkannt.

Dr.in Karin Steiner ist Mehrsprachigkeitsexpertin und leitet die Abteilung EU Projekte und pädagogische Entwicklungen bei den Wiener Kinderfreunden. Sie hat festgestellt, dass die Offenheit gegenüber allen Sprachen eindeutig eine Qualitätssteigerung der pädagogischen Arbeit bewirkt.

"Kinder gewinnen an Selbstvertrauen, weil sie die ihnen vertraute Sprache sprechen dürfen, die ihnen oft als wichtige Brücke dient, um angstfrei und selbstbewusst die neue Sprache Deutsch zu erlernen", so die Sprachexpertin.

Karin Steiner weiter: „Im Kinderfreunde-Lehrgang „Handlungsfeld Sprache“ vermitteln wir neue Strategien, wie sich in der frühen sprachlichen Bildung die Mehrsprachigkeit bestmöglich unterstützen lässt. Der Grundgedanke hierbei ist: Die Freude am Sprechen fördern!"

So schaffen wir in unseren Kindergärten – etwa im Zuge von MINT-Projekten – viele Sprachanlässe, in denen sich Kinder in ihrer Erstsprache austauschen können. Etwa ein kleines physikalisches Wasser-Experiment, das Kinder gleicher Erstsprache zunächst in dieser sprechend durchführen und nachher die Erkenntnisse den anderen Kindern in der gemeinsamen Sprache Deutsch erklären. Dazu stellen wir unseren Kindergärten gerade sogenannte „Sprachsensible MINT-Boxen“ zur Verfügung.

Sprachliche Bildung in Kindergarten und Schule muss nach Meinung der von Karin Steiner alle Kinder erreichen und berücksichtigen, ob ein Kind ein- oder mehrsprachig aufwächst.

„Keine Sprache darf ausgeblendet werden, ansonsten laufen wir Gefahr, Kinder, die noch nicht Deutsch sprechen, stumm zu machen und damit ihre gesellschaftliche Teilhabe und kognitive Weiterentwicklung zu verhindern“, so Steiner.

Dementsprechend ist sie auch entrüstet über die Vorstöße, Kindern Deutsch als Pflichtsprache etwa in der Schulpause aufzuzwingen: Hier findet man Karin Steiners Vortrag über das Recht der Kinder auf eigene Sprache.

Mehr Infos über Mehrsprachigkeit für Eltern und Pädagog*innen unter: https://eu.wien.kinderfreunde.at/materialien

Rückfragen zu diesem Text: Michaela Müller-Wenzel, Mediensprecherin der Wiener Kinderfreunde, michaela.mueller-wenzel@wien.kinderfreunde.at, Tel. +43140125-20060