eingebracht von den Kinderfreunden Leopoldstadt
Antrag 7: Ausbau Notschlafstellen für Jugendliche und junge Erwachsene
Es gibt in Wien derzeit nur eine Notschlafstelle mit 10 Notschlafplätzen für alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 14-20 Jahren in ganz Wien. Wien ist eine Millionenstadt: hier leben 192.338 Kinder und Jugendliche zwischen 10-20 Jahren. Für all diese Kinder und Jugendlichen gibt es gerade einmal 10 Notschlafplätze.
Die einzige Einrichtung in Wien ist das von der Caritas betriebene a_way. Nach einem Gespräch mit einer/einem Sozialarbeiter:in können sich in Not geratene junge Menschen einige Tage in der Notschlafstelle ausruhen. Sie erhalten Verpflegung und können Beratung, Begleitung und Information bei Problemlagen bei den Mitarbeiter:innen in Anspruch nehmen.
Allein in unserem Familienzentrum friends müssen immer wieder Jugendliche an die Notschlafstelle weitervermittelt werden. Oft geben sie in den Jugendprojekten an, nicht mehr nach Hause zurück zu können. Immer wieder sind Jugendliche und junge Erwachsene von Gewalt in der Familie oder Partnerschaft betroffen und konnten weder einen Platz bei Freund:innen noch bei Familienangehörigen finden. Andere werden nach einem Streit mit Familienangehörigen vor die Tür gesetzt und wissen in der Folge nicht, wie sie der Obdachlosigkeit entgehen können. Junge Frauen lehnen die Unterbringungen im Frauenhaus für Mädchen ab 16 Jahren in Wien häufig ab, da die Hemmschwelle, sich an eine spezielle Gewaltschutzeinrichtung oder die Kinder- und Jugendhilfe zu wenden, oftmals hoch ist. Andere Mädchen sind zu jung für einen Platz in einer Gewaltschutzeinrichtung. a_way ist für diese jungen Leute die einzige Anlaufstelle.
Die gesamte Thematik ist nach wie vor stark mit Angst (vor den Reaktionen von Eltern, Umfeld, Partnern) und Scham verbunden. Junge Menschen stehen vor besonderen Herausforderungen. Oft hilft es, in einer akuten Krise (wie plötzlich auftretendem Verlust des Wohnplatzes, Gewalt in der Familie, etc.) in einer niederschwelligen Einrichtung die Möglichkeit zur raschen Aufnahme und Übernachtung aber auch Betreuung durch geschultes Fachpersonal zu erhalten.
Deswegen ist es so wichtig, mehr Notschlafstellen für Jugendliche und junge Erwachsene in Wien zu etablieren.
Diese Maßnahme ermöglicht nicht nur marginalisierte Gruppen von Jugendlichen besser – weil niederschwelliger – erreichen zu können, sondern ebendieser Gruppe auch einem umfassenden Betreuungsangebot zu unterziehen. Durch gezielte Beziehungsarbeit in einer akuten Krisensituation kann multiplen Problemlagen junger Menschen begegnet werden, die sonst aus dem System fallen würden (Stichwort: versteckte Wohnungslosigkeit, Gewalt, Ausgrenzung, Radikalisierungsprävention).
Die Landeskonferenz 2025 der Wiener Kinderfreunde fordert daher:
- Den Ausbau von Notschlafstellen für Jugendliche und junge Erwachsene, um den Bedarf abdecken zu können
- Mehr sichere Plätze zur akuten Krisenunterbringung junger Menschen, die akut von Wohnungslosigkeit betroffen sind
- Geschlechterspezifische Notschlafstellen mit Spezialisierung auf bestimmte lebensweltliche Herausforderungen denen junge Menschen gegenüberstehen, um diese bestmöglich unterstützen zu können (bspw. queere Jugendliche)
- Aufstockung von Fachpersonal in akuten Kriseneinrichtungen wie Notschlafstellen für Jugendliche, die junge Menschen mit multiplen Problemlagen adäquat beraten, betreuen und weitervermitteln können (Therapeut:innen, Sozialarbeiter:innen, Psycholog:innen, Jurist:innen)