Antrag 8: Kinderschutz in einer digitalen Welt

eingebracht von den Kinderfreunden Wieden

Anfang der 2010er Jahre treffen zwei zentrale Kommunikationstechnologien aufeinander: die rasante Ausbreitung von Smartphones, sowie die Entwicklung sozialer Medien. 2012 überschritt Facebook die Grenze einer Milliarde User:innen, 2013 hatten mehr als 50% der Weltbevölkerung ein Smartphone. Die Verbreitung von Social Media-Plattformen und internetfähigen Geräten ist seit damals weiter steigend. Dem gegenüber sind die politischen Positionierungen hingegen nur überhöht positiv, reagierend und relativierend (Einführung von Medienkompetenz an Schulen), oder manipulierend und instrumentalisierend (wie z.B. die Forderung nach Massenüberwachung/Chatkontrollen). 

Die Diskussionen der letzten Jahre, befeuert durch z.B. die britische #StatusofMind Studie (2017) oder die Frances Haugen Facebook Leaks (2021) hatten aber auch konkrete Auswirkungen. Ende 2024 verbietet Australien die Nutzung von Social Media für Jugendliche unter 16 Jahren. Weltweit wird ein Handyverbot an Schulen diskutiert oder umgesetzt – Österreich folgt 2025. Während individuelle Verbote in gesellschaftlichen Teilbereichen sicher zu einer Entlastung dieser beitragen können, so handelt es sich keineswegs um eine ganzheitliche Lösung. Zudem fehlt bislang eine breite gesellschaftliche Auseinandersetzung und die Einbeziehung der betroffenen Kinder und Jugendlichen selbst.

Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche

Laut dem HBSC Bericht des Bundesministeriums Soziales, Gesundheit (2023) steigt in Österreich seit 2014 die Zahl an Jugendlichen mit psychischen Beschwerden stark an. Die häufigsten davon z.B. Einschlafschwierigkeiten, Gereiztheit, Nervosität oder Niedergeschlagenheit. Zwischen 2010 und 2022 verdoppelten sich teilweise diese Symptome. Die gleiche Studie hält fest, dass sich 33% der Jugendlichen 3-4 Stunden pro Tag und 38% sich 5 Stunden oder mehr mit ihrem Smartphone beschäftigen. 

Studien aus vielen anderen Ländern berichten ähnliche Entwicklungen, unklar bleibt jedoch, ob es eine direkte Korrelation zwischen Smartphone, Internetnutzung und psychischen Problemen gibt, oder ob weitere gesellschaftliche Veränderungen hier maßgeblich sind (Zukunftsängste, ökonomische oder ökologische Krisen, Kriege, …). 

Der Konsum von sozialen Medien, sowie die Nutzung von Smartphones unterscheidet sich nicht nur zwischen jungen Frauen* und Männern*, sondern auch die soziale und ökonomische Situation von Jugendlichen wirkt sich darauf aus. Weiters gibt es Indikationen, dass Menschen mit psychischen Herausforderungen einer Beeinflussung durch soziale Medien stärker ausgesetzt sind.

Als Organisation, die sich dem Kinder- und Jugendschutz verschrieben hat, gab es bereits unterschiedliche inhaltliche Auseinandersetzungen mit diesem Thema, von inhaltlichen Veranstaltungen bis zu konkreten Beratungsangeboten für Eltern.

Weiterführend fordert die Landeskonferenz 2025 der Wiener Kinderfreunde:

  • Eine thematische Auseinandersetzung mit digitalen Medien und deren Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche, unter Einbeziehung von Expert:innen innerhalb und außerhalb unserer Organisation (z.B. Expert:innengespräche, Schwerpunkt einer Kinderschutzkonferenz, …).
  • Erarbeitung einer organisatorischen Positionierung zu aktuellen Entwicklungen (AI und Bildung, Selbstbestimmung und Altersbeschränkungen, Partizipation und Datenschutz, …), sowie von politischen Forderungen, die u.a. Gruppen mit erhöhtem Schutzbedarf adressieren, unter Einbeziehung der Roten Falken und ausgewählter Stakeholder:innen)
  • Einrichtung eines politisch-pädagogischen Arbeitskreises für die Beschäftigung mit aktuellen Debatten rund um die Themen Kindheit, Jugend, Familie und Bildung. Diese sollen diskutiert, sowie der geeignete Rahmen für Auseinandersetzung mit eben jenen Themen im breiteren Rahmen geplant und geschaffen werden.
  • Entwicklung eines kurierten Ressourcenverzeichnisses existierender Beratungs- und Ratgeberplattformen für Eltern und Pädagog:innen und Veröffentlichung über unsere Kommunikationskanäle.